Industar
50-2 50mm f:3.5 M42
An
dieser Stelle möchte ich euch gerne mal mein
"Schweineschnäuzlein"
vorstellen, das Industar 50-2 50mm. Sehr gerne verwende ich zum
"entschleunigten fotografieren" auch Objektive mit Festbrennweite an
meiner DSLR. Mit dem verbreiteten M42 Schraubanschluß gibt es
die
wie Sand am Meer, oft zu günstigsten Preisen, und von
grottenschlechter bis zu hervorragender Qualität. Die
50mm Objektive sind an der Vollvormatigen Kleinbildkamera die Standartbrennweite,
an der Crop-DSLR ergibt sich wegen des kleineren Sensors eine
schöne Portraitlinse, deren Bildwinkel dann dem eines leichten
80mm Tele an KB entspricht.
Bei der
Suche nach interessanten 50ern bin ich dann neulich über das Industar
gestolpert, das ich mir eigentlich nur zugelegt hatte, weils
an der Kamera so lustig aussieht. Probehalber dann natürlich
mal ein paar Pics gefotet, man ist ja neugierig. Große
Erwartungen hatte ich ja nicht, was kann man schon erwarten, von so
einem "Spielzeug"...
Doch was für eine Überraschung! Die Abbildungsleistung reicht bei sorgfältiger Anwendung locker an mein 50er Canon EF heran, und steckt das 18-55er Kit-Objektiv locker in die Tasche! Klick für Vollbildansicht: Auflösung bei Offenblende f:3,5! Wenn man auf den Autofokus verzichten kann, dann ist das Industar 50 2 das optimale Pancake Objektiv für unterwegs mit kleinem Gepäck. Mit dem Schweineschnäuzlein drauf passt meine 400D bei abgenommenem Batteriegriff bequem in die Jackentasche. Obwohl in alter Russischer Tradition solide aus Vollmetall und Glas gedengelt, bringt das Objektiv gerade einmal 67,5 Gramm auf die Waage, und ist damit um die Hälfte leichter als das leichteste Canon original Objektiv, das 1,8/50 EF. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Handling der winzigen Linse. Das gesamte Objektiv dreht sich zum fokussieren im hinteren Objektivteil, welcher neben seiner Funktion als Einschraub-"Bajonett" noch die Schärfentiefenanzeige und die Anzeige der eingestellten Entfernung darstellt. Das Objektiv lässt sich butterweich um ca. 340° in seiner Fassung drehen, und ermöglicht dabei das Fokussieren von 60cm bis Unendlich. Da sich dabei auch die vorn am Objektiv angebrachte Blendenskala mit verdreht, haben die findigen Konstrukteure die Skala einfach zweimal gegenüberliegend angebracht, so daß in jeder Fokusstellung der eingestellte Blendenwert mühelos ablesbar bleibt. Die Blende selber verfügt über keine Rastung, und ist somit stufenlos zwischen f:3,5 und f:16 einstellbar. Was vorn an der Linse aussieht wie das Filtergewinde ist gleichzeitig der Einstellring für die siebenlammellige Blende. Eine, wie ich finde, geniale Vereinfachung der mechanischen Konstruktion, welcher auch zu verdanken ist, daß das gesamte Objektiv (bei Focus auf Unendlich) gerade einmal 19mm lang baut. Das Einschraub-Filtergewinde hat die Standartgröße von 35,5 x 0,5mm, so daß passende Filter, Voratzlinsen oder eine Streulichtblende leicht erhältlich sind. So hatte ich das Glück, die gute alte Beda-Geli vom 50er Tessar meiner Altix verwenden zu können. Das ist auch in vielen Lichtsituationen sinnvoll, denn - einziger Wermutstropfen an diesem Objektiv - es ist aufgrund seiner nur einfachen Vergütung deutlich anfälliger für Streulicht.als moderne mehrschichtvergütete Objektive. Der optische Aufbau entspricht dem legendären "Adlerauge" Carl Zeiss Tessar 50/2.8, also 4 Linsen in drei Gruppen.
Ältere Baureihen dieses Objektives gibt es auch mit Anschluss M39 für Zorki oder Leica. Aufgrund der kleinen Bauweise eignet sich das Objektiv auch hervorragend als Makroobjekiv am Balgen oder an Zwischenringen. Hier führt es durch die Baugröße erheblich weniger zu Abschattungen des Objektes, als vergleichbare Objektive konventioneller Bauart. |